Hermann Gradnauer

Geschlecht
männlich
Geboren
17.03.1894, Wolfenbüttel
Gestorben:
02.11.1972, Givat Brenner
Beschreibung
Hermann Gradnauer wurde 1894 als Sohn eines Schuhhändlers in Wolfenbüttel geboren. Nach seiner bis 1918 dauernden Militärzeit als Sanitäter studierte er Zahnmedizin und wurde 1920 in Hameln als Zahnarzt tätig. Seine Frau Hilde Gradnauer, geborene Ilberg, stammte ebenfalls aus Wolfenbüttel, wo ihre Eltern ein bedeutendes Textilgeschäft hatten. Die Eheleute hatten zwei Kinder.

Die Jüdische Jugendbewegung, in der Gradnauer in Wolfenbüttel groß wurde, hatte ihn früh geprägt. Er war führendes Mitglied des 1920 gegründeten Jung-Jüdischen Wanderbundes (JJWB) und gehörte 1922 zu den Mitbegründern des sozialistischen Brit Haolim. Auf zwei Zusammenkünften in Wolfenbüttel am 11. und am 24./25. März 1923 gelang es Gradnauer, eine Abspaltung vom Jüdischen Wanderbund Blau-Weiß, den Freien Jüdischen Wanderbund Blau-Weiß, zum jungen Brit Haolim herüber zu ziehen. Dazu gehörte auch die Emdener Blau-Weiß-Gruppe unter der Führung von Alfred van der Walde. Dass dann der Bundestag des Brit Haolim am 28. und 29. Juli 1923 auf dem Ohrberg bei Hameln stattfand, ging vermutlich auf den Einfluss von Gradnauer zurück. Von ihm dürfte auch die Idee stammen, ein auf verschiedene Dörfer verteiltes Zentrum Hameln zu gründen.

1924 ging Gradnauer zusammen mit Frau und Tochter in den 1921 von russischen Juden gegründeten sozialistischen Kibbuz Ein Charod im Norden Palästinas, zu dem der Brit Haolim früh Kontakte pflegte. Als Zahnarzt konnte er das tun, ohne eine langwierige landwirtschaftliche Ausbildung gemacht zu haben.

Ende 1925 kehrte die Familie nach Hameln zurück. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Zentrum Hameln, eine Vorstufe des Kibbuz Cherut, bereits im Aufbau und warb um Mitglieder. In Hameln arbeitete Gradnauer wieder als Zahnarzt und übernahm die organisatorische Leitung des Zentrums Hameln, später Kibbuz Cherut.

Als erwachsener, berufstätiger Mann, Familienvater und Palästina-Pionier besaß Gradnauer für viele der häufig sehr jungen Chawerim eine wichtige Bedeutung („Aba, Vater, haben wir ihn genannt.“). Seine strengen Auftritte prägten die Wochenendtreffen von Cherut. Für andere wie Alice Fass war Gradnauers autoritäres Verhalten schwer zu ertragen.

Hermann Gradnauer starb 1972 im Kibbuz Givat Brenner in Israel.
Zugehörige Orte
Kibbuz Cherut (Leitung)

Gemeinsame Normdatei 138795851