- Art der Stätte
- Reguläre Hachschara
- Eröffnung
- 1919
- Schließung
- 1925
- Betriebsfläche
- Zwei Bauernhöfe, zwei Wohnhäuser, Kuhstall, Pferdestall, Schweinestall, Hühnerstall, Synagoge, landwirtschaftliche Felder, Mühle
- Ausbildungsfelder
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Bäckerei, Landwirtschaft, TierwirtschaftViehzucht (Schweine, Rinder, Pferde), Geflügelzucht (Hühner), Milchverarbeitung, Ackerbau (Getreide, Gemüse), Getreideverarbeitung, Weinanbau, Bäckerei, Kelterei
- Beschreibung
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Der Markenhof bestand als eine zionistische Ausbildungsstätte, in der weit über 200 Eleven ausgebildet wurden. Davor war der Hof ein gewöhnlicher Bauernhof (Ersterwähnung 1505). Er bestand aus einem steinernen Wohnhaus und einer Holzscheune, sowie in späteren Jahren einer Mühle. Die Besitzer des Hofes wechselten häufig, bis zu dem Zeitpunkt, als Max von Wogau, ein reicher Adliger aus Russland, nicht nur den Markenhof, sondern auch den etwas tiefer gelegenen Müllerbauernhof erwarb. Er verband beide Höfe zu einem Komplex und ließ die große Scheune des Markenhofs abreißen. Außerdem verlieh er dem Hof durch die Grundsanierung des Wohnhauses sowie durch das Anlegen eines Parks mit Rosengärten und Kieswegen ein völlig neues Aussehen.
Im Jahre 1919 kaufte Konrad Goldmann, ein wohlhabender russischer Zionist und Fabrikant aus Freiburg i. Br., den Hof und ließ ihn so umbauen, dass etwa 30 bis 50 Eleven gleichzeitig auf dem Markenhof eine landwirtschaftliche Ausbildung absolvieren konnten. Er ergänzte sowohl ein neues mehrstöckiges Wohnhaus auf der Nordseite, als auch ein einstöckiges Betsaalgebäude, bei dem es sich um eine kleine Synagoge handelte. Diese bestand aus holzvertäfelten Wänden, einigen hölzernen Schränken (einer davon ausgestattet mit Schiebetüren für die Thorarolle) und einer Holzkassettendecke mit Lampen. Der Raum, im dem sich die Synagoge befand, ist bis heute erhalten, wie auch der Rest des Markenhofs. Die Wohngebäude werden heute als Mietwohnungen genutzt, Synagoge und Gemeinschaftssaal im Erdgeschoss des von Konrad Goldmann ergänzten Gebäudes werden aktuell grundsaniert und als Veranstaltungsräumlichkeiten hergerichtet.
Dem Fremdenbuch der damaligen Gemeinde Burg lässt sich entnehmen, dass auf dem Markenhof neben den Eleven auch Menschen mit anderen Aufgaben arbeiteten. Die einzige nicht-jüdische Person auf dem Hof war der landwirtschaftliche Verwalter Duttlinger, ein Christ, der mit seiner Familie und einer Magd im Müllerbauernhof wohnte und den Goldmann vom Vorbesitzer übernommen hatte.
Im Unterschied zu anderen jüdischen Lehrgütern orientierte man sich in der Ausbildung auf dem Markenhof deutlicher als anderswo an den Erfordernissen der Landwirtschaft in Palästina. Das betraf auch die Auswahl einiger Fruchtsorten.
„Der Markenhof ist als zionistisches Lehrgut zweifellos das aussichtsreichste, das wir gesehen haben. Es hat den ungeheuren Vorteil vor anderen, dass der ganze landwirtschaftliche Betrieb zuverlässig und für unsere Ausbildung auf das beste geeignet ist“, schrieb Werner Rosolio nach einem Besuch auf dem Markenhof 1920.
Eine erste Pioniergruppe von vier Frauen und drei Männern wanderte im Dezember 1921 nach Palästina aus und ließ sich in der Siedlung Ein Ganim in der Scharonebene nieder. In Palästina arbeiteten sie auf gepachtetem Land und präzisierten dort ihr Wissen über die Landwirtschaft und die hebräische Sprache. 1923 ging die Gruppe nach Rub al-Nasra und verblieb letztendlich im September 1927 unweit des See Genezareth, wo sie mit dem Bau des ersten Hauses beginnen konnte.
Der Name „Beth Sera/Beit Zera“ setzte sich als Name für die neue Siedlung durch. Trotz Herausforderungen und finanziellen Schwierigkeiten glaubten die Mitglieder an die Stärke der Gruppe und das Ziel, in Galiläa eine neue Gemeinschaft aufzubauen. - Zugehörige Organisationen
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Hechaluz. Deutscher Landesverband (Trägerschaft)Jüdischer Wanderbund „Blau-Weiss“ (Assoziierte)Jung Juda (Assoziierte)Verein „Der Pflug (Ha´Machreschah)” (Trägerschaft)
- Zugehörige Personen
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Goldmann, Konrad (Trägerschaft)
- Literatur
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Julia Böcker: Zionismus auf dem Markenhof (1919–1925), in: „Auf! Hedad, Hedad! Unsere Bahn ist frei.“ Zionistische Lebenswelten in der Stadt Freiburg 1897–1933, Stadt und Geschichte. Freiburg: Stadtarchiv Freiburg im Breisgau 2020.
Ruben Frankenstein: Hachschara im Markenhof bei Freiburg. Eine Spurensuche, in: Manfred Bosch (Hrsg.), Alemannisches Judentum. Spuren einer verlorenen Kultur. Eggingen: Edition Isele 2001. S. 123–139. online: <http://www.stegen-dreisamtal.de/Markenhof_Frankenstein.html>.
Claudius Heitz (Hrsg.): Zionistische Träume im Dreisamtal. Der Markenhof als jüdisches Lehrgut. Oberried bei Freiburg im Breisgau: PAIS-Verlag 2024.
Werner Rosolio: Der Markenhof bei Freiburg, in: Blau-Weiss Blätter – Führerzeitung (II. Jahrgang, Heft 3) (12.1920). S. 52–54. online: <https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/pageview/2708906>.
Tel Aviv Museum of Art (Hrsg.): Friedrich Adler. Ways and Byways, Catalogue / Tel Aviv Museum of Art. Tel Aviv: Tel Aviv Museum of Art 2012.
Ulrich Tromm: Der Markenhof bei Freiburg im Breisgau als zionistisches Auswanderlehrgut 1919–1925, in: Geschichtswerkstatt Hamburg 15 (1988). S. 23–32.
Ulrich Tromm: Der Markenhof als zionistisches Auswanderungslehrgut 1919–1925, in: Andreas Paetz; Karin Weiss (Hrsg.), „Hachschara“. Die Vorbereitung junger Juden auf die Auswanderung nach Palästina. Potsdam: VBB, Verlag für Berlin-Brandenburg 1999. S. 9–27.
Empfohlene Zitation
Filippa Kuhnert, Claudius Heitz, Hachschara (Lehrgut) Markenhof, in: Hachschara als Erinnerungsort. <https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/36> [09.05.2025].
Adresse
Markenhofstr. 779199 Kirchzarten / Burg am Wald